Der Tod auf Vier Rädern: „Killer Auto“-Filme

Das Auto. Das ultimative Zeichen Menschlichen Fortschritts. Mehrere Personen hocken zusammen in einer stählernen Kiste und rasen wohin sie auch wollen. Angetrieben von einem dermaßen ausgetüftelten Antriebsmechanismus, dass uns glatt schwer fällt auf diesen jetzt hier an dieser Stelle einzugehen. Hätte man Menschen vor 150 Jahren gesagt, dass es in der Zukunft so ein verrücktes Zeug gibt, wäre man selbst direkt für verrückt erklärt worden.

Aber mal abgesehen davon, dass das Auto ein Symbol für unsere Errungenschaften ist, ist es gleichzeitig auch ein Symbol für Gefahr. Denn es ist und bleibt eine gottverdammte Todesfalle, knapp dreieinhalb Tausend Verkehrstote im Jahr sprechen da Bände. Würden sie jedenfalls, wenn sie nicht tot wären. Okay, das einer drüber, und wir versprechen, dass das Niveau des restlichen Artikels nicht wieder auf so tief singt. Aber immerhin versuchen wir hier ja etwas zu sagen.

Persönlichkeit unter der Haube

Denn mit Schnelligkeit und Technik kommt oft der Tod (Boden-Luft-Raketen, Kampfhubschrauber, die Liste ist ewig). Aber trotzdem sind Autos auch verdammt sexy. Und gerade dieser Dualismus macht sie für die Popkultur, und vor allem den Film, so interessant. Autos werden seit Jahrzenten abgekultet, zum Stilelement entwickelt und sind schon oft die Basis künstlerischen Schaffens gewesen. Das Auto wird Romantisiert und bekommt eine eigene Persönlichkeit, die allerdings eigentlich immer auf menschlichen Eigenschaften basiert. Und zwar meistens eher die düsteren.

Daher braucht man sich nicht wundern, dass Autos so oft ein wichtiger Bestandteil eines Horrorfilms oder Thrillers ist. Vor allem im Horrorfilm hat das Auto Tradition, im Slasher bricht es allerdings oft aus seiner düsteren Rolle aus, und existiert eher als eine Art Schutz, oder, logischerweise, als Fluchtmittel. Man denke nur an die zahlreichen Szenen aus 70er Killer-Flicks in denen das hysterische Opfer ins Auto flüchtet, panisch die Türen schließt, und nach dem Schlüssel sucht. Eine Szene die do man oft gesehen hat, von Halloween bis Cujo.

Aber es gibt eine Art Horrorfilm in der das Auto den Mittelpunkt ausmacht und einen faszinierenden metallenen Antagonisten gibt. Natürlich sprechen wir hier vom Killer-Car-Film. Sperriger Titel, aber sagt so ziemlich aus worum es geht: Autos die Menschen killen.

Den Killer-Car-Film sollte man aber in zwei Sorten unterteilen, denn obwohl immer ein mörderisches Fahrzeug im Mittelpunkt des Meuchelns steht (bzw. fährt), unterscheiden sich die Filme im Konzept. Da gibt es erstes das Konzept des mysteriösen, bösen Autofahrers, der den Leuten das Leben verkürzen möchte. Auf der anderen Seite gibt es aber auch Filme in denen das Auto selbst der Killer ist. Klar, auf einer Metaebene ist es das immer, aber nein wir meinen genau das: ein böses Auto.

Um das etwas genauer zu durchleuchten, sehen wir uns doch am besten mal den ersten Killer-Car-Film überhaupt an. Er wurde von einem damals noch recht jungen amerikanischen Filmemacher gedreht, dessen Name heute zu den bedeutendsten in der Branche zählt. Denn bevor er Jurassic Park, Indiana Jones oder Schindlers Liste drehte, bescherte uns Steven Spielberg den heute etwas in Vergessenheit geratenen Klassiker Duell. Sozusagen die Blaupause des Killer-Car-Films.

Einsamkeit und Killer-Trucker

Der Film hat alles, was die meisten seiner Genre-Nachfolger kopieren werden: die Einsamkeit der Wüste, die Hilflosigkeit des Opfers, den Aufstieg vom Gejagten zum Jäger und ein sau fies aussehendes Todesgefährt. In Spielbergs Low-Budget Klassiker tuckert der Geschäftsmann David durch über die schier endlosen, verstaubten kalifornischen Landstraßen, wobei er auf einen rostigen Tanklaster trifft, dessen Fahrer ihn ohne wirklich sichtliches Motiv aufs Korn nimmt. Aus Überholspielchen werden schon bald Mordversuche, und der anfangs absolut überforderte David beginnt sich gegen den Trucker zu währen.

Oder eher gegen den Truck, denn der Kniff des Films ist, dass man den Trucker nie sieht. Manchmal sieht man seinen Arm, oder seine durchaus modischen Cowboylatschen. Und durch dieses scheinbare Fehlen eines richtigen, menschlichen Antagonisten beginnt man diese Rolle auf das Fahrzeug abzuleiten. Der Truck ist der Bösewicht, das Monster. Und wie in den meisten Monsterfilmen braucht das Monster auch kein Motiv um böse zu sein. Es ist böse geboren worden.

Killer-Cars

Chaos-Karren ohne Fahrer

Was uns zum zweiten Konzept der Killer-Autos bringt. Dem Auto was wirklich selbst böse ist. Was böse auf die Welt gekommen ist, und ohne einen Fahrer existiert. Von der Sorte gibt es auch eine ganze Menge Beispiele, sowohl gute als auch ziemlich schlechte. Da gäbe es zum Beispiel den famosen The Car von 1977, bei dem der Name Programm ist, denn der Star ist ein Lincoln Continental, der zwar nicht über heiligen Boden fahren kann, dafür aber durch die Luft springen und so in Hausfenster krachen kann. Oder die Stephen King Verfilmung Maximum Overdrive, in der eine Gruppe Trucks aufgrund eines außerirdischen Kometen zum Leben erwachen und eine Kleinstadt terrorisieren. Klingt furchtbar, ist es auch.

Aber wenn man Stephen King und Killerauto hört denkt man ja eigentlich sowieso nur an einen Film: Christine. Ein besonderes Beispiel, denn Setting und Aufbau sind in dem von John Carpenter verfilmten Stoff recht anders als bei den meisten anderen Genrevertretern. Zuerst einmal ist es eine interessante Studie der kranken Beziehung zwischen Arnie und seiner großen Liebe Christine, dem Titelgebenden Chrysler. Der eigentlich unsichere Verlierertyp steigert sich immer mehr in das Auto hinein, wodurch er einerseits an Selbstvertrauen gewinnt, gleichzeitig irgendwie aber auch zu einem unausstehlichen Greaser wird. Und Christine wiederrum ist auf alles eifersüchtig, dass sich mit Arnie abgibt. Eine gefährliche Kombi, die schnell die Zahl, der durch Autos verstorbenen Personen in der Stadt hochschnellen lässt.

Andererseits ist der Film aber auch ein klassischer Slasherfilm. Da erkennt man Carpenters Expertise. Stylisch abgefilmte Kills in der Dunkelheit. Highschool-Athmosphäre und Blut. Überspannte Sexualität. Der Hauch des Übernatürlichen, des Ungreifbaren. Und dazu Effekte, die auch vierzig Jahre später fantastisch aussehen. Die Szene, in der sich die völlig demolierte Christine magisch wieder von selbst zusammenbaut könnte auch mit dem besten CGI Hollywoods nicht besser aussehen. Gedreht wurde das Ganze übrigens in einer Unterdruckkammer, und dann im Nachhinein rückwärts abgespielt. Smart.

Natürlich könnte man jetzt noch endlos weitere Filme aufzählen, die alle etwas unterschiedlich sind und eine Erwähnung verdient hätten. Schließlich hat sich sogar Tarantino selbst mit Death Proof am Genre versucht. Mit einem genial runtergekommenen Kurt Russel am Steuer. Oder der horrorlastigerer Jeepers Creepers. Mit einem beflügelten, menschenfressenden Monster am Steuer. Oder der französische moderne Klassiker Rubber. Mit überhaupt keinem Steuer, hier killt nur ein Reifen. Aber das hier soll ja nur ein kleiner Überblick sein. In diesem Sinne: Fahr vorsichtig, und vergiss nicht dich anzuschnallen.

 

Simon

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